Bericht vom Vasalauf 2014

Zwei Zwettler beim Vasalauf in Schweden – Manfred Enzenhofer und Karl Schimpl berichten vom traditionsreichsten und gleichzeitig einem der weltweit längsten Langlaufrennen.


Manfred Enzenhofer, Karl Schimpl - Foto Enzenhofer

Manfred Enzenhofer, Karl Schimpl - Foto Enzenhofer

Vasalauf - Foto Swíx Ski Classic

Vasalauf - Foto Swíx Ski Classic

Vasalauf - Foto Swíx Ski Classic

Vasalauf - Foto Swíx Ski Classic

Vasalauf - Foto Swíx Ski Classic

Vasalauf - Foto Swíx Ski Classic

Vasalauf - Foto Swíx Ski Classic

Vasalauf - Foto Swíx Ski Classic

Vasalauf - Ziel, Foto Schimpl

Vasalauf - Ziel, Foto Schimpl

Der Vasalauf über 90 km in der klassischen Technik ist für einen Langläufer vergleichsweise fast so bedeutend wie Mekka für einen Moslem – man muss zumindest einmal im Leben dort gewesen sein. Und das haben wir beide nun in die Tat umgesetzt, und wir hatten trotz aller Anstrengung unsere Gaudi dabei.

 

Gemeinsam mit unseren Freunden Alois Schoißengeier und Norbert Beneder sowie einigen Mühlviertler Langlaufkollegen machen wir uns in einer Gruppe von gut 20 Gleichgesinnten per Flugzeug auf den Weg nach Schweden. Ausgezeichnet organisiert wird das ganze Unternehmen von Ferry Grill vom Langlaufshop in Bad Ischl und seinem Spezi Christian Minatti, einem Tiroler Langlaufguru in Schweden.

 

In Mora, dem Zielort des Vasalaufes, angekommen haben wir 2 Tage Zeit, uns einzugewöhnen, Teile der Strecke zu besichtigen, Schi zu testen und uns mit dem Ambiente bei dieser riesigen Langlaufveranstaltung anzufreunden.

 

Ernst wird es dann am 2. März 2014. Um 2.45 heißt es Tagwache und auf zum Frühstück! Schon kurz nach 3.30 geht es mit dem Bus zum Startort des Vasalaufes in Sälen. Da viele andere Leute die gleiche Idee haben, dauert die Fahrt staubedingt fast bis 6.00. Dann schnell einen möglichst guten Startplatz erobern ist der nächste Programmpunkt – man bringt seine Rennschier in einer langen Menschenschlange in den vorgesehen Startblock, um sie möglichst weit vorne zu positionieren. Dann zurück zum Bus, letzte Vorbereitungen, ein bisserl Aufwärmen und kurz nach 7.30 wieder zurück zu den Schiern und zum Startplatz.

 

Pünktlich um 8.00 schließlich löst sich die aufgestaute Nervosität mit einem Schlag bzw. mit dem Startschuss zum Vasalauf 2014. Mitten in einer riesigen Menge von 15.000 Langläufern beginnt das Rennen eher gemächlich, weil eine erste lange Steigung gleich einmal für riesiges Gedränge sorgt. Nach und nach zieht sich in der Folge das Feld aber immer mehr auseinander und bald geht es in richtigem Renntempo dahin. Dabei ist nun stets höchste Konzentration gefordert, weil schnell wechselt jemand unverhofft die Spur vor deiner Nase oder es kommt zu einem Sturz und rasche Ausweichmanöver sind vonnöten.

 

Es hat speziell in der Anfangsphase des Rennens ein richtiges Sauwetter in Schweden. Wind, Schnee und Nebel sorgen nicht gerade für die angenehmste Atmosphäre. Im Rennen selber fällt einem das aber nicht wirklich auf, man ist eigentlich nur fokussiert auf das Erreichen des noch sehr fernen Zieles. Irgendwann hört der Schneefall auf, der Nebel und relativ warme Temperaturen bleiben aber ständige Begleiter in den weiten Wäldern und Moorgebieten zwischen Sälen und Mora.

 

Wir haben gutes Material unter den Füßen. Christian Minatti hat unsere Schi optimal präpariert und wir können nach und nach hunderte Mitstreiter überholen – ein gutes Gefühl und vor allem gut für die Psyche, je länger das Rennen dauert. Langsam aber sicher werden die Kilometerangaben bis zum Ziel kleiner, genauso sicher werden aber Arme und Beine immer schwerer. Da helfen dann die Verpflegungsstationen, die in einem Abstand von 10 bis 15 km liegen. Dort gibt es die berühmte Blaubeersuppe, die Vasaläufern schon zu Urzeiten dieser Veranstaltung Kraft und Energie gegeben hat.

 

Immer wieder türmen sich Anstiege vor uns auf, die auch insofern Probleme bereiten, als so etwas wie eine Langlaufspur dort gar nicht mehr existiert. Vielmehr heißt es, sich in einem tiefen Sumpf Frühlingsschnee irgendwie den Berg hinauf zu befördern. Es ist wie es ist, das Problem haben auch alle anderen zu lösen. Je näher wir dem Ziel kommen, desto schlechter wird die Spur ganz allgemein. Die hohen Temperaturen leisten ganze Arbeit, und die vielen Läufer schonen die Loipe naturgemäß auch nicht wirklich.

 

Die vielen Fans entlang der Strecke feuern uns an, und die Zeit vergeht eigentlich wie im Flug. Bei aller Plagerei übersieht man fast, wie Stunde um Stunde verrinnt und plötzlich lesen wir nur mehr einstellige Kilometerangaben. Das motiviert dann noch einmal zusätzlich, wir holen alles aus uns heraus. Auf den ganz letzten Kilometern wächst die Gewissheit, dass uns nichts mehr aufhalten wird und das Unternehmen Vasalauf erfolgreich beendet werden kann.

 

Schließlich der Zieleinlauf. Ein überwältigendes Gänsehautfeeling – fast unbeschreiblich, Adrenalin pur! Neben der Freude über das Erreichen des großen Zieles kommt noch ein weiteres Zuckerl dazu – wir haben die Vasalaufmedaille geschafft! Diese Medaille bekommen nur Teilnehmer, die weniger als 50 % Rückstand auf die Siegerzeit haben. Mit unseren Laufzeiten (5 Stunden 43 Minuten – Manfred und 6 Stunden 1 Minute Charly) sind wir mehr als zufrieden.

 

Nach einer ausführlichen Nachbesprechung fallen wir überraschenderweise relativ müde ins Bett, um dann nicht ganz gut ausgeschlafen am Montag, 3. März, wieder die Heimreise anzutreten.

 

Unter dem Strich bleibt die Erinnerung an ein tolles Erlebnis und die Erkenntnis, dass auch hohe Ziele erreichbar sind, wenn man sich gut darauf vorbereitet und wenn der Kopf dazu bereit ist.

 

Manfred Enzenhofer Karl Schimpl

 



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12. März 2014
Von: Karl Schimpl